Im letzten Newsletter erinnerte ich daran, dass die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln in der Regel wenig Auswirkungen auf die Leistung der Tauben hat, wenn diese nicht über eine gute gesundheitliche Basis verfügen. Es ist daher ratsam, mögliche verborgene Leiden nicht zu kaschieren.
Da die Saison seit ein paar Wochen andauert können wir die Konsultationen in unserer Klinik, mit Ausnahme individueller Einzelfälle, grob in drei Gruppen einteilen.
Erstens gibt es die Routinekontrollen für die Tauben der Züchter, die regelmäßig ihre Tauben auf unerwünschte Parasiten untersuchen lassen. Zusätzlich wird bei diesen Tauben der Finger am Puls gehalten ob nicht in der Führung etwas angepasst werden sollte. Die Tauben der Weitstreckenspieler überprüfen wir ob Infektionen vorliegen, um sie beruhigt in den Korb geben zu können.
Eine weitere Gruppe von Tauben, die uns vorgestellt werden, sind die Tauben mit (unterschwelligen) Infektionen der Luftwege. Dies betrifft oft die Gruppe von Züchtern deren Faustregel ist, kein Aspirin zu schlucken, wenn sie keine Kopfschmerzen haben und so Tauben auch nur Medikamente bekommen, wenn „die Zeit reif ist“.
Nach 3-4 Flügen ist es bei einem Teil der Züchter dann soweit. Typischerweise sind diese Züchter wieder schnell auf einem guten Weg, aber manchmal müssen die Tauben einen Flug aussetzen. Je nach Einstellung ist dies manchmal unerwünscht.
Die Diskussionen über eine zu kurze Behandlungsdauer bricht dann erneut aus. Selbstverständlich sind zu kurze Behandlungen bei Atemwegserkrankungen zu vermeiden. Dies spielt nur Resistenzbildungen gegen Antibiotika in die Hand.
Ich verstehe das Dilemma derjenigen Züchter, aber ich kann nur sagen, dass die Zeit des „russischen Roulettes“ im Taubensport eigentlich hinter uns liegen sollte. Normalerweise sehe ich diese Züchter auch in der kommenden Saison wieder weit vor den Flügen anfangen, um Schlimmeres zu vermeiden.
Aber „Die Harten“ bleiben uns für immer erhalten. Doch ich behaupte, dass Vorbeugen immer besser ist als heilen. Besser ist es, vor der Saison die Tauben auf latente (verborgene) Infektionen überprüfen zu lassen als es dem Glück zu überlassen, ob während der Saison etwas auffällt.
Eine dritte Gruppe ist die Gruppe der „zweiten Meinung“. Hier hoffe ich immer, dass die Züchter nicht auf gut Glück bei uns erscheinen sondern einen Termin gemacht haben, denn dies ist die Gruppe von schwierigen Fällen, die viel Zeit und Erklärung erfordert.
Diese Liebhaber besuchen mit ihren Tauben seit Jahren eine ganze Reihe von Tierärzten im In- und im Ausland und immer wieder mit den gleichen Problemen.
Innerhalb dieser Gruppe sehen Sie wieder eine Verteilung mit verschiedenen Problemen. In diesem Newsletter möchte ich mich auf die Gruppe beschränken, bei der die mögliche Ursache eine Virusinfektion zu sein scheint.
Diese Taubenzüchter haben möglicherweise ein Problem mit einer langen Geschichte. Die Hoffnung derer ist, dass es eine Wunderdroge gibt, die das Problem lösen kann, jedoch (noch) nicht realisieren, dass diese Chance bereits bestanden hat.
Wenn ich meine Fragen an diese Züchter stelle werde ich mit einer ganzen Reihe von Antibiotika konfrontiert, die bereits den Weg in die Körper der Tauben gefunden haben wie Baytril, Soludox, Suanovil, Amoxicillin, etc. Einige Tauben wurden bereits auch „geimpft“, so die gängige Formulierung. Gemeint ist aber eine Injektion mit einem Antibiotikum, in der Regel für die Atemwege. Ohne Ergebnisse.
Wenn ich dann frage, ob bereits Untersuchungen stattgefunden haben dann höre ich, dass Kot untersucht worden ist und das Ergebnis keine Trichomonaden aufwies.
Typisch ist, dass ein Mittel eingesetzt wird, das der Vorgänger noch nicht versucht hat. Die Ergebnisse dieser Behandlungen sind in der Regel zu vernachlässigen. Entweder gibt es keine spürbaren Ergebnisse oder es kommt bald ein Rückfall und nach einiger Zeit wird dann wieder versucht, mit einem anderen Mittelchen zu kuren.
Schließlich werden sie davon überzeugt, dass dies nicht die Lösung bringt.
Dies sind oft die eigentlichen Problempatienten. Die Lösung ist nicht sofort da und auch mit der richtigen Diagnose ist das Problem oft nur mit Geduld und viel Zeit zu lösen (und leider manchmal auch nicht). Es ist wie das Fluchen in der Kirche mitten in der Taubensaison. Denn Zeit hat der Züchter in der Mitte der Saison nicht wirklich. Es muss doch ein Mittel geben das wirklich wirkt! So „höre“ ich sie denken.
Wie konnte es so weit kommen?
Es kann ein Belüftungsproblem auf dem Taubenschlag geben. Aber diese Problematik möchte ich zunächst ausser acht lassen. Es bleibt jedoch die Tatsache, dass selbst eine mässiges Belüftungsproblem das Krankheitsbild verschlimmern oder die Heilung verzögern kann.
Aber wenn wir davon ausgehen, dass auf dem Taubenschlag ursprünglich Preise ohne übermäßige Gabe von Antibiotika erreicht wurden, muss es ein anderes Problem geben.
Es gibt in dieser Gruppe einige Fällen, bei denen im Winter ein Paratyphuskur erfolgte und sonst nichts (es sei gefragt, was dabei der eigentliche Nutzen sein soll). Je näher die Wettflugsaison kommt ist auffällig, dass die Tauben immer schlechter trainieren, dies ohne erkennbare Ursache. Sie zeigen keine Symptome von Atemwegs- oder anderen Problemen. Sie haben eine schlechte Gefiederqualität und das Fleisch ist zu blau.
Ein Besuch beim Tierarzt zeigt evtl. einen leichten Kokzidien-Befall im Kot und einige Trichomonaden. Dies wird behandelt und es tritt wenig Besserung ein. Dann zur Sicherheit wird noch eine Kur gegen Erkrankungen der Luftwege durchgeführt. Auch das ist nicht wirklich hilfreich. Von Jan, Piet oder Klaus hört man dann, dass man dieses oder jenes doch noch einsetzen soll, … aber auch das hilft nicht. Dann kommt Baytril, denn seitdem es bekannt ist hat es den Ruf, dass es gegen alles hilft, nicht wahr?
Jedoch zeigen die Tauben immer noch wenig Verbesserung. Ein weiterer Tierarzt spritzt die Tauben. Dies scheint zu einer Besserung zu führen.aber doch nicht wirklich. Unterdessen hat man alles probiert und der Frust nimmt weiter zu.
Es sind doch bewiesen gute Tauben, was ist das?
Wenn Ihnen die Geschichte bekannt vorkommen sollte so sollten Sie wirklich darüber nachdenken, ob die Ursachen viraler Natur sind oder auf eine Pilzinfektionen durch übermäßigen Antibiotikaeinsatz zurück zu führen sind. Und, lassen Sie es an sich heran, dass es auch ausselektierte Staphylokokken durch unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika sein können.
Ich komme jedes Jahr darauf zu sprechen. Die Intensität der Probleme durch Virusinfektionen nimmt immer mehr zu. Ich habe in früheren Newslettern erklärt, dass Circoviren seit Beginn dieses Jahrhunderts eine Rolle im Taubensport spielen. Das Virus kann von den Eltern auf die Jungen bereits über das Ei übertragen werden und damit eine dauerhafte Infektion auf dem Schlag bewirken.
Das Schlimme des Virus ist, dass es die Tauben anfälliger für (Virus)-Infektion macht. Infektionen welche daher in der Lage sind, sich länger in der Taube aufzuhalten. Dies können Herpesviren, Influenza-Viren, oder auch die Adenoviren und das Paramyxovirus sein.
Da wir heute in der Lage sind das Vorhandensein von Viren bei Tauben mit einfachen Tests zu ermitteln, stellen wir fest, dass mehrere Schläge mit chronischen Viren-Problemen zu kämpfen haben. Dies führt zu schlechten Flugleistungen und hohen Verlusten. Die Ernsthaftigkeit dieses Problems nimmt mit steigender Taubenzahl an.
Oft hören wir, dass mit Tauben aus einem Schlag mit dauerhaften Problemen auf einem anderen Schlag mit weniger Tauben viel besser gereist wird. Hier spielt der Stressfaktor bedingt durch den Populationsdruck eine wesentliche Rolle. Auch der Hygienefaktor. Welches bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass aufgrund der Zunahme der Taubenzahl in den Schlägen die Gesundheit nicht durch den Einsatz von zusätzlich Antibiotika erhalten bleibt. Eine hundertprozentig unerwünschte Situation.
Wenn wir nun auf den leistungsschwachen Problemschlag zurückkommen, dessen Tauben trotz verschiedener „Nachhilfen“ durch Antibiotika keinen nennenswerten Erfolg aufweisen wird klar, dass dies nicht der richtige Weg ist.
Sicherlich wurde nicht durch Untersuchungen festgestellt, dass es sich um eine Viruserkrankung handelt.
Was in solchen Fällen erforderlich ist, ist Geduld und Abwarten sowie die Unterstützung der natürlichen Abwehrkräfte.
Die Gabe von Antibiotika bei viralen Infektionen ist dann sinnvoll, wenn offensichtliche Krankheitssymptome vorliegen und sekundäre Infektionen bekämpft werden müssen, aber es löst das eigentliche Problem nicht.
Wer einmal Grippe hatte weiß, wie er oder sie sich fühlt und es dauert Wochen bis man wieder zu Höchstleistungen fähig ist. Dies erfordert Erholung. So ist es auch mit unseren Tauben.
In diesen Fällen mit Antibiotika eine „Lösung“ zu erzwingen ist so als spanne man den Karren vor das Pferd.
Die Gabe von unnötigen Antibiotika wirkt negativ auf die Darmflora welche die Taube eigentlich für die Genesung braucht.
Wie Sie die Erholung unterstützen können, darauf komme ich gleich noch zurück. Zuerst ein paar Worte über die vorhandenen Viren. Schlaggegebenheiten, Stressfaktoren, das Vorhandensein des Circovirus, schlechte hygienische Bedingungen und Infektionsdruck durch zu viele Tauben sind Faktoren, die dazu führen, dass Tauben sehr viel länger mit einem viralen Infektiondruck zu kämpfen haben.
In diesen Fällen empfehlen wir, gegen das Virus zu impfen sofern ein Impfstoff verfügbar ist. Derzeit sind dies leider nur die Paramyxovirus- und Herpesvirusimpfung. Im vergangenen Jahre haben wir gesehen, dass jährige Tauben trotz Impfung trotzdem erkrankt sind.
Die Ursache ist, im Gegensatz zu dem, was viele Leute glauben nicht gleich ein schlechter Impfstoff. Das Circovirus spielt hier eine wesentliche Rolle. Wo dieses Virus vorhanden ist reagiert der Taubenorganisimus bei einer Impfung mit dem Paramyxo-Impfstoff nicht ausreichend. Die erworbene Immunität ist unzureichend und die Tauben werden mehr oder weniger zu asymptomatische Trägern des Paramyxovirus.
Das Vorhandensein dieses Virus, aber auch des Herpesvirus kann dazu beitragen, dass die Tauben nicht in der Lage sind, ihre normale Form zu ereichen.
In unserer Abhandlung über die verborgenen Leiden der Tauben waren wir bei latent vorhandenen Viren unter anderem Circovirus, dem Herpes-Virus und dem Paramyxovirus stehen geblieben.
Wenn die Tauben hiermit zu kämpfen haben, sind sie nicht wirklich zu grossen Flugleistungen fähig. Die Tauben laufen sogar Gefahr, dass durch eine unzureichende Gesundheit auch Probleme mit anderen latenten Erkrankungen entstehen. Krankheiten, die für sie unter normalen Umständen wenig oder gar keine Probleme bedeuten würden. Wir denken hier an Trichomonaden, Kokzidiose, Staphylokokken, Streptokokken und andere Infektionen der Atemwege. Und so schließt sich der Kreis fast wieder.
Bei all diesen Infektionen wird mit Medikamenten behandelt, um den Brand zu löschen. Aber noch haben wir nichts getan, um die zugrunde liegende eigentliche Ursache der viralen Infektion zu bekämpfen.
Insbesondere können aber auch die Staphylokokken bei den Atemwegen der Tauben eine Rolle spielen. Und bei diesen Bakterien kann es schwierig sein, diese durch Antibiotika zu kontrollieren. Kurze Behandlungen zeigen in diesen Fällen nur sehr begrenzte Ergebnisse, wenn nicht die Ursachen in den Griff zu bekommen sind in dem man die Abwehrkräfte steigert.
Ich schrieb schon früher über Pilzinfektionen, die sich durch den Einsatz von Antibiotika ausbreiten können. Candida albicans ist eine Hefe, die ein Problem verursachen kann. In der Humanmedizin ist diese Hefe auch die Ursache der chronischen Müdigkeit. Diese Hefe bewirkt besonders bei Jungtauben mäßige Flugleistungen und eine erhöhte Anfälligkeit für andere Infektionen. So können Pilzinfektionen auch ihren Beitrag für ein komplexes Problem liefern.
Was haben die Züchter mit diesen Problemen nun zu tun?
Erstens sich nicht der Illusion hingeben, dass es ein Allheilmittel gibt, welches seine Probleme lösen wird. Er darf sich nicht auf den Einsatz von Antibiotika ohne Kenntnis der Sachlage einlassen. Untersuchungen sollten zeigen, ob es einen Bedarf für Antibiotika gibt und wenn ja, welche.
Wir alle haben die Verantwortung dafür, den unnötigen Einsatz von Antibiotika zu verhindern. (Wenn nötig, dann richtige, leistungsfähige und gezielte Behandlungen in ausreichender Dauer.)
Darüber hinaus sollte auch eine Quarantänestation für kranke Tauben eingerichtet werden. Hygiene sollte auch die eigenen Hände betreffen, denn Virusübertragung sind durch die eigenen Hände möglich. In einigen Fällen kann es notwendig sein, um den Infektionsdruck zu reduzieren auch den Schlagbestand zu reduzieren. In einigen Fällen muss die Belüftung optimiert werden. Mehr Luft und mehr Sonnenschein kann dazu beitragen, den Infektionsdruck zu reduzieren.
Und last but not least sollte man versuchen, die Abwehrkräfte zu steigern.
Wenn wir nun an den Ausgangspunkt der Geschichte gehen, fange ich nun zunächst an, dem Züchter die Illusion der schnellen und einfachen Heilung zu nehmen. Ich werde ihm unser Basis-System empfehlen ergänzt um eine14 tägige Gabe von Bony sambuccaplus. Dieses Grundsystem kann zu einer Verbesserung der allgemeinen Immunität führen, die den Tauben die Möglichkeit gibt, der latenten Infektionen erfolgreich begegnen zu können.
Es ist ein Prozess, der Zeit braucht. Erzwingen macht keinen Sinn.
Der Versuch durch Nahrungsergänzungen, die wir normalerweise an gesunde Tauben geben um die Form zu fördern, die Situation zu verbessern ist zum Scheitern verurteilt. Zunächst müssen die Tauben ihre latenten „Quälgeister“ unter Kontrolle kriegen. Nur dann kann wieder aufgebaut werden.
Es ist offensichtlich, dass das erhöhte Risiko vonVirus-Infektionen, wie wir es in den letzten Jahren erleben, uns fordern im Vorfeld den Widerstand der Tauben zu erhöhen. Dies, damit die Viren weniger Möglichkeiten erhalten, verheerende Schäden an ihrem Eigentum anzurichten.
Es kann jederzeit damit begonnen werden, den gesamten Widerstand zu verbessern. Aber da dieser Prozess nicht sofort einsetzt dauert es seine Zeit und es ist am besten, hier rechtzeitig zu beginnen. Für Jungtauben ist das Absetzen der optimale Start in eine andere Zeit. Speziell für die Jungtauben ist eine gute Abwehr die Vorraussetzung, um zu einer erwachsenen Taube zu reifen. All die Energie, die von der Taube nicht im Kampf gegen die Infektionen eingesetzt werden muss kann in die eigene Entwicklung gesteckt werden. Das Immunsystem kann sich besser entwickeln, wenn im ersten Jahr des Lebens weniger Antibiotika verabreicht wird. Alleine nur aus diesem Grund ist es wichtig, den Widerstand der Tauben zu verbessern, ganz abgesehen von der Tatsache, dass wir gemeinsam den Einsatz von Antibiotika verringern müssen.
Darüber hinaus ist der Aufbau einer guten Immunität durch rechtzeitige Impfung erforderlich. Das Circovirus macht den Aufbau einer guten Immunität viel schwieriger. In einigen Fällen ist es ratsam, zweimal zu impfen, um den Booster-Effekt zu erzielen. So bilden die Tauben mehr Antikörper.
Jungtauben
In den letzten Wochen erreichten mich als Reaktion auf die Newsletter vom Mai viele E-Mails. Als Denkanstoß vorgesehen provozierte ich verschiedene Reaktionen. Bei vielen Züchtern auch das Erkennen eigener Probleme. Natürlich gab es auch Züchter, welche mit den, in diesen Berichten benannten Symptome noch nie zu tun hatten. Alles ist möglich. Es ist nicht alles schwarz und weiß.
Ich war in den letzten Tagen abwesend. Als ich meine Mailbox öffnete, hatte ich viele mails in denen Probleme mit den Jungtauben beklagt wurden. Probleme wie Gleichgewichtsstörungen, gelbe Beläge im Rachen, gelblicher oder grünlicher Mist, Erbrechen, Ausbleiben etc.
Die meisten E-Mails beinhalteten die Frage nach einer guten Medizin.
Natürlich verstehe ich die Probleme. Und wenn das Haus bereits in Flammen steht, sollten wir nicht versuchen, Feuermelder aufzuhängen und andere brandverhütende Maßnahmen vorzunehmen. Das Feuer muss gelöscht werden.
Nicht mehr und nicht weniger. Aber es muss gleichzeitig über Maßnahmen nachgedacht werden, in Zukunft das Malheur zu verhindern.
Die möglichen Ursachen des Elends haben wir in den verschiedenen Newslettern im Juni beschrieben.
Rückblick
Wenn wir über Jungtauben sprechen sagen viele (ältere) Züchter, dass die heutigen Krankheiten früher nicht da waren. Warum gerade jetzt, ist dann oft die Frage.
Früher. Ja auch ich bin seit rund 30 Jahre Tierarzt. Ich weiss auch noch wie es früher war. In den 80 Jahren des letzten Jahrhunderts erschien die Taubenmedizin viel einfacher als heute. Es gab auch Krankheiten. Aber wenn wir nach Trichomonaden, Hexamiten und Ornithose gesucht und Kot auf Kokzidiose oder Würmer untersucht hatten, dann waren wir schon weit fortgeschritten.
Wir sahen bei den Jungtauben manchmal das „vliesje“ (Herpesvirus), aber das war etwas, dass uns die Stirn runzeln lies. Die Paramyxoausbrüche der 70er haben wir durch Impfung unter Kontrolle gebracht. Kurz gesagt, wir haben mit einfachen Medikamenten und Untersuchungen viel Leid beseitigt.
Ende der 80er Jahre kam das „Moospicken“. Zunächst war dies mit einem einfachen Medikament zu lösen. Aber später waren schwerere Medikamente notwendig. Solch drastische Mittel, dass ich mich zu fragen begann, ob diese nicht Schlimmer sind als die Krankheit selber.
Das war die Zeit, als ich anfing darüber nachzudenken, einen natürlicheren Umgang mit den Tauben zu suchen. Ich bemerkte dies mit einiger Erheiterung. Warum war das notwendig? Schließlich gab es immer noch Medikamente, welche die Krankheit heilen konnten.
Glücklicherweise gab es einige Liebhaber, die meine Ansicht teilten. Dass es eine katastrophale Entwicklung sein könnte, wenn wir immer weiter auf Medikamente setzen.
Im Wesentlichen war es die Unterstützung dieser Züchter welche mir die Motivation gab, gegen den Strom zu arbeiten.
Die Philosophie war damals und ist auch heute noch die gleiche: die Widerstandsfähigkeit der Tiere so weit als möglich zu entwickeln. So können wir verhindern, dass die Vielzahl von Krankheiten, die die Tauben bedrohen, die Tiere beherrschen.
Denn der Kampf ist ein bisschen ungleich geworden. Die Probleme des „Moospicken“ wurden immer größer und sind heute eine Kombination von E. coli und Adenovirus. Ich schreibe dies mit Nachdruck. Das bedeutet nicht, dass dieses ursprüngliche Krankheitsbild nicht mehr besteht. Aber jetzt ist es mit anderen Krankheiten gemischt, sodass es nicht mehr so einfach ist, von Adenocoli zu sprechen. Viele Züchter klammern sich an die Idee, dass es immer noch nur mit Antibiotika und wieder Antibiotika geht. Oft mit wenig Erfolg oder keinem Ergebnis.
Die Krankheit ist in einigen Fällen komplizierter geworden. Deshalb ist es besser, von Jungtaubenkrankheit zu sprechen.
Ich weiß, dass die Wissenschaftler von den Krankheitsbildern entsetzt sind, und es vorziehen, die Ursache zu suchen. Ich glaube jedoch, dass es richtig ist, die volle Aufmerksamkeit auf die zusätzlichen Infektionen zu lenken, welche die grösseren Probleme verursachen.
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts wurde erstmals das Circovirus bei Tauben festgestellt und es scheint, dass dieses Virus einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Jungtaubenkrankheit hat.
Über den Autor:
Dr. Peter Boskamp ist Tierarzt. Besuchen Sie seine Praxis. Die Fragen unserer geschätzten Besucher beantwortet Dr. Peter Boskamp kostenfrei in unserer Taubensprechstunde.