Auf der Messe in Houten, ebenso durch die Emails, machten mich Züchter darauf aufmerksam, dass sie noch weniger Medikamente zum Einsatz bringen als ich in meinen Versorgungsplänen vorschlage. Auch gaben einige Züchter an, gar keine Medikamente zu verwenden und trotzdem sehr gute Ergebnisse zu erziehlen.
Die Frage die sich stellt ist, wie verträgt sich meine Empfehlung keine Medikamente einzusetzen mit der gleichzeitigen Empfehlung so wenig Medikamente wie möglich einzusetzen.
Dies bedarf weiterer Erläuterungen.
Die Liebhaber, welche seit Jahren keine oder kaum noch Medikamente einsetzen handeln nach meinen Vorstellungen. Nach all den Jahren, in denen keine oder nur sehr wenig Medikamente eingesetzt wurden ist es ihnen durch Selektion gelungen, einen starken Taubenstamm zu züchten.
Kein (oder nur ein begrenzter) Medikamentengebrauch hat die Taubenkolonie gestärkt. Die Verwendung von Medikamenten steht in solchen Fällen im Widerspruch zum Zuchtziel: der Suche nach der widerstandsfähigen Taube.
Was wir nicht vergessen sollten ist die Tatsache, dass diese Taubenzüchter deutlich in der Minderheit sind. Leider ist die Mehrheit der Taubenzüchter für eine präventive Behandlung gegen verschiedene Krankheiten. Das ist zum Teil die Ursache dafür, dass viele Tauben ohne Medikamente nicht mehr in der Lage sind, gesund zu bleiben.
Eine bittere Tatsache!
Eine radikale Veränderung bedeutet natürlich auf diesen Taubenschlägen mit den vorhandenen Beständen eine hohe Ausfallrate. In vielen Fällen haben Züchter von heute auf morgen so radikal gehandelt, dass sie den Medikanenteneinsatz sofort auf Null gefahren haben. In einigen Fällen mit dem Effekt, dass die Tauben einfach zusammenbrachen.
Selbst dann, wenn versucht wurde, die Abwehrkräfte der Tauben mit natürlichen Produkten für die Gesundheitsfürsorge auf hohem Niveau zu halten. Aber es muss auch gesagt werden, dass es Schläge gab, welche bei der Umstellung auf eine natürliche Versorgung keine Probleme hatten. Dort war der Medikamenteneinsatz vorher stark reduziert worden.
Es bleibt jedoch die grosse Gruppe von Züchter, deren Übergang nicht so erfolgreich verläuft.
Einfach weil ihr Taubenbestand noch nicht genug vorbereitet ist, um ohne Medikamente auszukommen. Aber das sollte meiner Ansicht nach das Ziel eines jeden Züchters sein und auch bleiben. Darum befürworte ich eine Art von kombinierten medizinischen Unterstützung für die Tauben. Tatsächlich sind auch Köln und Aachen nicht an einem Tag erbaut worden.
Zuerst empfehle ich deshalb, die Abwehrkräfte auf ein höchstmögliches Niveau zu bringen und Medikamente ausschliesslich zu strategisch sinnvollen Zeiten einzusetzen, um dann das Medikament gänzlich absetzen zu können. Dies wird mit dem einen Züchter eher gehen als mit dem anderen. Jeder Schlag ist anders. Medizinische Unterstützung ist immer ein Weg mit Maßarbeit und gezieltem Einsatz. Wir müssen weg von starren „Versorgungsplänen“.
Bei den Jungtauben sollte es möglich sein, durch die natürliche Versorgung und einer ständigen Selektion am Ende der Saison einen starken Bestand zu erhalten. Diese Jungtauben werden dann als Jährige mit wenig Medikamenten auskommen.
Kurz gesagt haben die Sportfreunde die praktisch keine Medikamente gebrauchen daran schuld, dass ich überhaupt Medikamente verschreibe. Ich bin jedoch ihr grösster Verbündeter weil ich glaube, dass eine jahrelange Slektion die „beste Medizin“ ist und bleibt.
Über den Autor:
Dr. Peter Boskamp ist Tierarzt. Besuchen Sie seine Praxis. Die Fragen unserer geschätzten Besucher beantwortet Dr. Peter Boskamp kostenfrei in unserer Taubensprechstunde.