In den letzten Monaten forderten wiederholt Züchter, sowohl per email als auch telefonisch, Mittel gegen Luftwegeinfektionen bei mir ein. Stets ist die Aussage, dass Tauben vom (Trainings)flug zurückkehren und die Augen zusammenkneifen, am Kopf kratzen oder sogar seltsame Bewegungen machen.
Bei Nachfragen stellte sich oft heraus, dass gerade eine Kur gegen Trichomonaden entweder über das Trinkwasser, das Futter oder auch mit Tabletten durchgeführt wurde. Was liegt nun auf der Hand. Die Tauben hatten nicht genug Gelegenheit zu trinken, so dass eine zu hohe Wirkstoffkonzentration vorlag. Dies führt zu unerwünschten Nebenerscheinungen.
Ehemalige Emtryl-Anwender haben sicherlich noch die Bilder aus den 80er und 90er Jahren vor Augen. Bei zu hoher Dosierung kam es zu dramatischen Reaktionen
Aber wie kommt es, dass dies immer wieder geschieht?
Die Ursache ist oft einfach zu erklären. Wir haben in den vergangenen 10 Jahren die Dosierung von Ronidazol, insbesondere um Trichomonaden und Hexamiten zu bekämpfen, drastisch erhöht. Dies, um eine ausreichend wirksame Dosis zu erreichen. Eine Folge davon ist, dass wir uns bei der Gabe auch von leichteren Wirkstoffen an der Grenze zur toxischen Wirkung bewegen.
Ronidazol wird oft von Liebhabern in einer halben Dosis für ein oder zwei Tage gegeben, dies weil es immer funktionierte. Diese Zeit ist jedoch nun vorbei!
Heute sehen wir immer mehr Fälle von Vergiftungen. Auf jeden Fall ist es bei einer Behandlung wichtig, ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung zu stellen.
Über den Autor:
Dr. Peter Boskamp ist Tierarzt. Besuchen Sie seine Praxis. Die Fragen unserer geschätzten Besucher beantwortet Dr. Peter Boskamp kostenfrei in unserer Taubensprechstunde.