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Es gibt nur eine Gesundheit

Im letzten Monat erhielt ich eine Broschüre, welche von einem Initiativkreis mehrerer Gesellschaftsgruppen erstellt wurde. Zu dieser Gruppe gehören z.B. auch die Royal Society of Veterenary Medicine und der Animal Health Service, LTO Niederlande und andere.

In der Broschüre mit dem Untertitel „gesunde Tiere, gesunde Menschen“ geht es um den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika. So langsam beginnt vermehrt die öffentliche Unterstützung für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika.

Gerne möchte ich einen Teil des Inhaltes hier wiedergeben.

„Vorsicht vor Antibiotika

Antibakterielle Wirkstoffe (Antibiotika) haben seit ihrer Entdeckung durch Alexander Fleming im Jahr 1928 einen enormen Beitrag für die Gesundheit von Mensch und Tier geleistet.

Ihre Entwicklung wird als eine der größten medizinischen Erfindungen angesehen. Seit Jahren werden Antibiotika erfolgreich eingesetzt, um Infektionen zu bekämpfen und ihr Einsatz trägt massgeblich zum Wohlbefinden von Menschen und Tieren bei.

Jedoch hat dieser positive Aspekt des Einsatzes von Antibiotika auch eine Kehrseite, nämlich die Entwicklung von Resistenzen (Unempfindlichkeiten) von Bakterien. Diese Antibiotika-Resistenz kann zu ernsthaften Problemen bei den Human-und Tierarzneimitteln führen.

Resistenzentwicklungen von Bakterien entstehen weitgehend unwissend, durch sorglosen und unnötigen Einsatz von Antibiotika und wird durch viele Faktoren beeinflusst. So spielen die Globalisierung, zunehmende Reisetätigkeit und unverantwortliches Handeln von Menschen in der Tierhaltung eine grosse Rolle bei der Entstehung von Resistenzen.

Aktive Zusammenarbeit

Neben dem Humanbereich ist es sehr wichtig, dass jeder Tierhalter sich seiner sozialen Verantwortung bewusst wird und seinen Beitrag dazu leistet, um dieser zunehmenden Resitenzbildung entgegen zu treten.

Dies erfordert ein konzertiertes Bewusstsein, die aktive Zusammenarbeit und ein gemeinsames Vorgehen. Alle Beteiligten in der Tierhaltung müssen ihre Verantwortung übernehmen und einen konstruktiven Beitrag zur Lösung des Problems liefern. Alle Beteiligten… ohne Ausnahme.

Prof. Dr. Roel Coutinho, Director des Center for Infectious Disease Control RIVM sagt: „Jeder, der Antibiotika in der Tierhaltung einsetzt, muss erkennen, dass Bakterien resistent gegen alle Antibiotika werden. Und das hat erhebliche Folgen für die menschliche Gesundheit, da Antibiotika für die menschliche und tierische Medizin unerlässlich sind.“

Ein anderer Blick auf den Antibiotika-Einsatz

Die Vorteile eines Antibiotikaeinsatzes scheinen oft so gross, dass in machen Fällen einfach die Nachteile vergessen werden und notwendige Diagnosen nicht gestellt werden.

Antibiotika werden auch manchmal verwendet, um Lücken in der Tierhaltung zu kompensieren, oder weil sie „gängige Praxis“ oder „Standard-Behandlung“ geworden sind. Darüber hinaus werden Antibiotika oft leider zu niedrig dosiert oder zu kurz eingesetzt. Eine solche Anwendung von Antibiotika ist unnötig, unklug und verantwortungslos und sollte so schnell wie möglich beseitigt werden, um die Entwicklung von Resistenzen zu begrenzen.

Alle Menschen zählen, alle Tiere zählen

Der niederländische Landwirtschaftsminister fordert eine starke Einschränkung des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung.

Er fordert eine Halbierung bis zum Jahr 2013. Diese Reduzierung kann nur dann erfolgreich verwirklicht werden, wenn jeder mit dem Einsatz von Antibiotika bei Tieren umsichtig vorgeht, und jeder diese Ziele billigt und unterstützt.

Fazit

Antibiotika werden seit ihrer Erfindung durch Alexander Fleming erfolgreich eingesetzt, um Infektionen bei Mensch und Tier zu bekämpfen. So wird die Gesundheit und das Wohlergehen von Mensch und Tier gefördert. Um auch sicherzustellen, dass es in Zukunft sichere und wirksame Arzneimitteln gibt ist es sehr wichtig, allen beteiligten Parteien bewusst zu machen, dass ein bewusster und sorgsamer Gebrauch von Antibiotika für den gesunden Menschen und das gesunde Tier von Bedeutung ist. Es gibt nur eine Gesundheit. „

Wir können das Gesagte auf unseren geliebten Sport anwenden oder meinen, dass dies ja vor allem Geflügel und Schweine angeht.

Ich denke, wir sollten das nicht tun. Auch Tauben werden mit Antibiotika behandelt, wie Hunde und Katzen.

Antibiotika-Resistenzen sehen wir auch im Taubensport. Als Tauben-Tierarzt stelle ich fest, dass die Einsicht bei den Taubenzüchtern gegen den ungezügelten Antibiotika-Einsatz wächst.

Mehr und mehr Züchter verlangen eine gründliche Untersuchung, bevor Antibiotika verschrieben werden. Aber ich sehe immer mehr Züchter, die sich für eine natürliche Methode entscheiden, die den Einsatz von Antibiotika weiter verringern möchten. Eine positive Entwicklung aus der obenstehenden Perspektive.

Alles in allem können wir sagen, dass die meisten Züchter sich ihrer Verantwortung bewusst sind.

Aber es gibt eine kleine Gruppe von Züchtern, die glauben weiterhin, dass das Geheimnis des Erfolgs in Töpfen voll Antibiotika liegt.

Die einen begeben sich bei Tierärzten in Behandlung und andere freuen sich über „leere Dosen“ mit Allheilmitteln von Kollegen, die vermeintlich gut spielen.

Was diese Züchter übersehen oder nicht sehen wollen ist, dass die Lösung für das Problem der Kollegen nicht die Lösung des eigenen Problems sein muss.

Wenn die Tauben von geringerer Qualität sind, die Qualität des Futters und die Versorgung oder das Schlagklima nicht stimmt, kann das „Wunder“ nicht funktionieren.

Ob nun dieses Allheilmittel vom Tierarzt oder von anderswo kommt, das macht nichts aus.

Wichtig ist die Tatsache, dass ohne korrekte Diagnose der wahren Ursache (Schlagklima, Versorgung) kein Antibiotika-Einsatz erfolgen soll. Sonst spielt man den Antibiotika-Resitenzen, wie o. g. Broschüren-Text sagt, in die Hand.

Antibiotika-Resistenzen spielen auch eine Rolle im Taubensport.

Selbst trifft man selten oder nie auf Bakterien, welche nach einer gründlichen bakteriologischen Untersuchung und Feststellung des Bakterienstammes, resistent gegen die meisten Antibiotika, die im Taubensport verwendet werden sind. Der Grund ist ebenso einfach wie ärgerlich.

Wir haben die Tauben während der Reise im Korb zusammen mit Tauben von einem Liebhaber, der manchmal „etwas versucht.“ Frustrierend für Züchter und den behandelnden Tierarzt. Tatsächlich sind die Tauben oft nur mit großem Aufwand gesund und wieder in Gang zu bekommen.

Lassen wir uns alle glücklich schätzen, dass es Antibiotika gibt. In der Tat sind sie bei vielen Krankheiten sehr nützlich. Aber zeigen wir allen, dass es auch einen alternativen Ansatz gibt, bevor wir wieder bei jeglichen Zipperleinchen zu den „Töpfen“ greifen.

So tragen wir zu einem verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika bei.

Über den Autor:

Dr. Peter Boskamp ist Tierarzt. Besuchen Sie seine Praxis. Die Fragen unserer geschätzten Besucher beantwortet Dr. Peter Boskamp kostenfrei in unserer Taubensprechstunde.

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Zwischenspiel

Das Thema Trichomonaden wird für mein Gefühl so oft angesprochen, dass ich angenommen habe jeder weiß, dass dieser Parasit ernsthaft angegangen werden sollte. Dies, damit die wenigen wirksamen Mittel nicht auch noch den Resistenzen zum Opfer fallen.

In den vergangenen Wochen in der Klinik, aber auch während eines Untersuchungsabends vor Ort, war ich doch sehr überrascht als ein Züchter stolz sagte, dass „jeder doch weiss, dass man Trichomonaden nicht zu oft und nicht so lange behandeln sollte da die Mittel doch sehr stark seien.“

Aber auch in der Klinik bekomme ich immer die Bemerkung, „2-3 Tage Behandlung ist doch sicherlich genug“?

Die Trichomonaden müssen wir ernsthaft angehen. Sollten wir uns hartnäckig weigern kommt bald eine Zeit der Multiresistenzen. Dies muss offensichtlich weiterhin wiederholt werden. Entschuldigung an alle welche diese Information als alte Nachricht bewerten. Für diese Gruppe schreibe ich auch nicht diesen Newsletter.
Ich habe in der Vergangenheit einmal in einem Katalog in der Rubrik „Wussten Sie?“ diesem Thema bereits behandelt.

Vielleicht ist es angebracht, dies hier einzubringen:

Wussten Sie schon?…

– Um Trichomonaden zu bekämfen eine vier-bis fünffach höhere Dosis im Vergleich zu Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts benötigt wird?

– Die erhöhte Resistenz vor allem durch unsachgemäße Behandlung von vielen Züchtern entstanden ist?

– Die zu kurzen Behandlungszeiten dazu führen, dass die stärksten Parasiten überleben und diese dann weiter mit steigenden Dosen bekämpft werden müssen?

– Die Resistenzen in den letzten Jahren stetig gestiegen sind?

– Ich früher die Infektionen mit Stufe 4 bewertete und heute mit 5 bis 6 einstufe?

– Jeder Züchter ein Interesse an Heilung haben sollte? Das bedeutet lange genug und hoch genug dosiert.

– Alle Trichomonadenmittel mit einander verwandt sind und dass die Resitenzen gegen diese Medikamente schnell entstehen?

– Trinkwasser- Kuren im Winter nicht angemessen sind, da die Tauben in der Regel zu wenig trinken? (Die Forschung hat gezeigt, dass oft nur ein Drittel der erforderlichen Dosis auf diese Weise aufgenommen wird).

– Die Wirkung der Behandlungen über das Futtert besser ist als über das Trinkwasser?

– In Monaten mit „R“ keine Trinkwasserkuren durchgeführt werden sollten?

– Individuelle Behandlungen bei weitem vorzuziehen sind gegenüber Futter- und Trinkwasserkuren?

– Bei einer leichten Trichomonaden-Infektion eine Tablette oder Kapsel als ausreichend gilt, aber in 3-4 + Infektionen zwei Tage in Folge behandelt werden sollte?

– Im Fall von Super-Infektion ist eine 3 Tage-Behandlung leider notwendig geworden?

– Im Fall von Super-Infektion die anschliessende Kontrolle nach der Behandlung sinnvoll ist, um Resistenzen entgegenzuwirken?

– Eine Behandlung über das Futter oder Trinkwasser mindestens 6 Tage dauern sollte um Resitenzen zu verhindern.

– Dass kurze Behandlungen von 1-3 Tagen im Trinkwasser einmal im Monat vermieden werden sollten, da die Wahrscheinlichkeit von Resistenzen steigt?

– Wenn sie dies nicht lassen können, weil sie dies schon 30 Jahre so machen, auch nach einer solchen Behandlung zu einem Tierarzt zur Kontrolle gehen sollten?

– Bei einem Produkt mit 20% Ronidazol die Wirksamkeit ebenso gross ist wie bei einem Produkt mit 10% bzw. 5% dieses Wirkstoffes, vorrausgesetzt die Dosierung stimmt. (Ein Züchter erzählte mir mit ernstem Gesicht, dass er nur noch mit 20%igem behandelt, denn das wäre ja stärker.) Die Säuerung von Trinkwasser… zwar das Wachstum der Trichomonaden hemmt aber niemals die Bahndlung gegen diese Parasiten ersetzen kann?

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