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Luftsackentzündung

Mit einer gewissen Regelmäßigkeit kommt ein Züchter in die Sprechstunde mit einer „Michelin-Taube“. Sie kennen das, eine Taube mit einem dicken Hals oder sogar einem sehr dicken Körper. Die Ursache ist eine Luftsackentzündung. Die Luft kommt unter die Haut und kann die Ursache für erhebliche Schwellung des Körpers sein.

Oft werde ich gefragt, ob ich die Luft mit einer Spritze absaugen kann.

Diese Behandlung führt selten oder nie zum gewünschten Ergebnis.

Der beste Behandlung ist, diese Tauben zu isolieren und für etwa zehn Tage einzeln zu setzen, so dass sie sich nicht bewegen können. Mit dem Eintritt in den Ruhestand werden die Luftsäcke gezwungen, sich zu schliessen und die Luftsäcke kleben wieder zusammen, so dass die Heilung erfolgt. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Tiere fressen. Ansonsten muss eine Zwangsernährung erfolgen.

Lassen Sie betroffene Tauben alleine, bei den anderen finden sie keine Ruhe und es bestehen wenig Chancen auf Heilung.

Vorbeugende Paratyphuskur vor der Saison?

Diese Frage bekomme ich in den letzten Wochen immer wieder gestellt. Ich weiss sicherlich, dass Kollegen eine solche Kur empfehlen. Ob dies sinnvoll ist? Lassen Sie mich klarstellen, dass eine Kur gegen Paratyphus nur begrenzten Wert hat.

Die Paratyphusbehandlung ist, wenn man mit offenen Augen sieht, nur ein Teil des gesamten Komplexes. Schlaghygiene, Selektion und auch Auswahl des Impfstoffes ist mindestens genauso wichtig oder sogar wichtiger.

Das gesehen ergibt dann gleich einen anderen Stellenwert einer Paratyphusbehandlung vor der Saison. Was die meisten Züchter vergessen oder nicht wissen ist, dass die Medikamente welche unter dem Namen „Paratyphusbehandlung“ angeboten werden in der Regel sehr viel mehr können als nur die Paratyphusbakterien bekämpfen. Abhängig vom gewählten Wirkstoff werden auch mehrere andere Bakterien gleichzeitig bekämpft.

Dies mag zum Teil die Ursache dafür sein, dass Kuren gegen Paratyphus vor der Saison so schwer auszureden ist. Wir sollten jedoch wissen, dass viel mehr Tauben vor der Saison mit einer versteckten Ornithiose-Problematik zu kämpfen haben als mit Paratyphus. Wenn wir vor der Saison behandeln wollen, dann eher in diese Richtung.

Muss ich nach den ersten Flügen vorbeugende Kuren machen?

Ich höre das in der Regel von Züchtern deren Tauben nach dem zweiten oder dritten Flug nicht (mehr) kommen. Der erste Flug verlief noch gut bis sehr gut und dann ging es steil bergab. Bei der Untersuchung stellt sich in der Regel eine Reizung der Nase und / oder der Luftröhre heraus. Es ist nun die Frage ob sie dies schon vor der Saison hatten oder nicht.

Die Antwort ist schwierig, da ihre Züchter erst die Tauben zur Untersuchung vorstellen wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Das Problem ist, dass es gilt, eine Atemwegsinfektion zu heilen, was während der Flugsaison sehr schwierig ist. Oft ist es der Fall, dass die Züchter nicht lange genug und ausreichend dosiert behandeln wollen. Sie fürchten das Risiko, beim kommenden Wettflug schlecht zu spielen. Der Hinweis, die Tauben gut geheilt erst eine Woche später zu spielen, stösst auf taube Ohren.

Wir müssen erkennen, dass am Saisonanfang alle mit grossem Eifer dabei sind, ihre Tauben zu spielen. Also auch die Züchter, die es mit der Gesundheit der Tauben nicht so genau nehmen. Hinzu kommt die Vielfalt der „Winter-Infektionen“ bei den Tauben. Hier meine ich die Vielzahl der Erkrankungen der oberen Atemwege, die viele Tiere in der nassen und kalten Jahreszeit in den Taubenschlägen bekommen.

So wird der Schmelztiegel von Infektionen in den Transportfahrzeugen während der ersten Flüge komplett. Selbst wenn die eigenen Tauben gesund sind ist das Risiko von Infektionen, gerade bei diesen ersten Transporten, am höchsten. Besonders, wenn wegen schlechten Wetters ein Auflass nicht möglich ist und der Stress bei den Tauben dadurch zunimmt.

Die Widerstandskraft der Tauben spielt bei der Tatsache eine entscheidende Rolle, ob die Tiere den Infektionen im Korb entgegentreten können oder nicht.

Die Optimierung dieses Widerstandes ist ein Muss, wenn Sie nicht dazu gezwungen werden wollen, zu oft zum Medizintopf zu greifen.

Nach einigen Wochen gibt es bereits viele Züchter, deren Tauben nicht mehr gespielt werden da der Erfolg ausgeblieben ist. Das bedeutet in gewisser Weise eine Entlastung des Infektionsdrucks. Und das ist oft die Zeit, in der die Liebhaber anfangen, aus „Erfahrung“ Gesundheitsvorsorge zu betreiben.

Über den Autor:

Dr. Peter Boskamp ist Tierarzt. Besuchen Sie seine Praxis. Die Fragen unserer geschätzten Besucher beantwortet Dr. Peter Boskamp kostenfrei in unserer Taubensprechstunde.

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